Dr. med. Christian Krug
Interview mit Dr. med. Christian Krug
„Notoperation nach Fett-Weg-Frieren“ – dieser Beitrag der Landesschau Rheinland-Pfalz hat uns sprachlos zurückgelassen. Auf YouTube ist das Video zu sehen, in dem eine junge Frau von ihren Verletzungen nach einer Kryolipolyse Behandlung in einem Spa berichtet. Die Verletzungen sind schwerwiegend und das gezeigte Material ist nichts für schwache Nerven. Dabei ist die Fettbehandlung mit Kälte ein nicht-invasiver Eingriff, der eigentlich als sicher gilt. Wie kann es also zu solchen Verletzungen kommen? Ist die Kryolipolyse etwa doch keine harmlose ästhetische Behandlung?
Dr. med. Christian Krug ist Oberarzt für Hand- & Plastische Chirurgie am Spital Thurgau und Experte in Sachen Kryolipolyse. Im Interview erklärt er, wann eine Kryolipolyse Behandlung gefährlich werden kann und wie man sich als Patient davor schützt.
„In den falschen Händen kann ein Kryolipolyse Gerät durchaus zur Gefahr werden.“
Facharzt Dr. Christian Krug über die Risiken der Fettbehandlung mit Kälte und die Sicherheit von Patienten bei ästhetischen Behandlungen.
Herr Dr. Krug, bei der Kryolipolyse wird mit Kälte behandelt. Wie entstehen Kälteverletzungen?
Kälte kann dem Körper auf zwei Arten schaden: Zum einen kann es zu einer systemischen Unterkühlung kommen, wobei die Körpertemperatur unter 35 °C sinkt. Dies erfordert eine intensiv-medizinische Versorgung. Lokal kann Kälte Schäden an der Haut hervorrufen. Bereits bei Plusgraden kann es zu einer verhältnismäßig harmlosen Frostbeule kommen. Sie entsteht bei feuchter Kälte aufgrund mangelnder Durchblutung. Schwerwiegender sind Erfrierungen, die bei Außentemperaturen von –10 °C oder darunter entstehen. Dabei wird der Gefrierpunkt der Haut von unterschritten. Bei anhaltender Exposition bilden sich Eiskristalle im Gewebe. Die Zellen verlieren Flüssigkeit und sterben ab.
Es gibt verschiedene Stadien der Erfrierung und die Symptome ähneln einer Verbrennung durch Hitze. In Stadium 1 kommt es zu einer Rötung der Haut und Schmerzen. Stadium 2 zeigt zusätzlich Blasenbildung. Liegt eine Erfrierung 3. Grades vor, sind bereits Nervenfasern zerstört. Die Haut ist weiß und die Erfrierung schmerzlos. In diesem Fall ist ein Teil der Haut irreversibel zerstört. Stadium 4 betrifft nicht nur die Haut, sondern auch das darunterliegende Gewebe. In Stadium 2 kann bereits ein chirurgischer Eingriff notwendig werden. Im Stadium 3 und 4 ist ein chirurgischer Vorgang eigentlich immer nötig.
Wie kann es bei einer Kältebehandlung überhaupt zu einer Erfrierung kommen?
Eine derartige Verletzung kann unterschiedliche Ursachen haben. Im dargestellten Fall war das Kryolipolyse Gerät entweder defekt/qualitativ minderwertig oder die Anwendung mangelhaft – gegebenenfalls sogar beides. Dann können zwei Dinge passieren: Der Applikator kühlt entweder zu stark und die Temperatur liegt weit unter –10 °C oder es liegt eine völlige Fehlfunktion vor und der Applikator überhitzt. Im ersten Fall kommt es zu einer höhergradigen Erfrierung, im zweiten Fall zu einer Verbrennung.
Was ist eine Kälteverbrennung?
Eine Kälteverbrennung ist ein Sonderfall der Erfrierung. Sie entsteht, wenn die Haut kurzzeitig extremer Kälteeinwirkung ausgesetzt ist. Dies kann man sich am Beispiel von flüssigem Stickstoff vorstellen: Kommt dieser mit der Haut in Berührung, wird das Gewebe sehr schnell extrem gekühlt und irreversibel geschädigt. In so einem Fall ist fast immer ein chirurgischer Eingriff notwendig, bei dem das zerstörte Gewebe entfernt und ersetzt werden muss.
Was kann bei einer Kryolipolyse Behandlung schief gehen?
Dafür muss man die Funktionsweise der Kryolipolyse verstehen: Über einen längeren Zeitraum hinweg wird Fettgewebe auf eine niedrige Temperatur von etwa 4 °C gekühlt. Der Applikator liegt dabei auf der Haut, die also auch diesen Temperaturen ausgesetzt ist. Die Haut nimmt bei sachgemäßer Anwendung keinen Schaden, da ihr Gefrierpunkt niedriger ist als der des Fettgewebes.
Die Methode ist sehr komplex und beruht auf langjähriger, wissenschaftlicher Forschung. Schlechtes Handling oder mangelhafte Technik können so zum Problem werden. Entweder wird die Haut nicht richtig geschützt oder der Gefrierpunkt der Haut wird erreicht und Schäden entstehen.
Wie kann man sich als Patient schützen?
Die Kryolipolyse ist ein ästhetischer Eingriff ohne medizinische Notwendigkeit. Bei solchen Behandlungen sollte die Patientensicherheit maximal im Vordergrund stehen. Als Patient muss man sich klar machen, dass es um den eigenen Körper geht, mit dem man sorgsam umgehen sollte.
Gerade bei ästhetischen Behandlungen muss man sich deshalb vorab gut informieren. Es gibt zwei Faktoren für eine sichere Behandlung: einen gut ausgebildeten Behandler und qualitativ hochwertige Technik. Wer bietet die Behandlung an und welches Gerät wird verwendet? Handelt es sich um zertifizierte Medizintechnik? Hat der Behandler Kenntnis von medizinischen Zusammenhängen? Nur dann ist beispielsweise ein gezieltes Eingreifen bei nicht optimaler Behandlung sichergestellt. In Österreich darf die Kryolipolyse ausschließlich von Fachärzten angeboten werden und das aus gutem Grund. In den falschen Händen kann ein Kryolipolyse Gerät durchaus zur Gefahr werden.
Hellhörig sollte man spätestens dann werden, wenn die Kosten für die Behandlung im Vergleich zu Mitbewerbern sehr niedrig sind. Gute Technik kostet Geld, gut ausgebildetes Fachpersonal ebenso – und damit eben auch eine sichere Behandlung. Sparen ist an sich nichts Schlechtes, bei der eigenen Gesundheit sollte man aber definitiv nicht damit anfangen.
ICE AESTHETIC® arbeitet ausschließlich mit Fachärzten zusammen. An jedem Standort kommt zertifizierte Medizintechnik zum Einsatz. Das Gerät verfügt über zahlreiche Kontroll- und Temperatursensoren, die eine sichere Behandlung ermöglichen.